Kopfzeile

Inhalt

Geschichte Einleitung

 

Typisch für unsere Gemeinde ist ihre Heterogenität. Die Dörfer führten während Jahrhunderten ihr Eigenleben. Erst um 1950 begannen sie allmählich zusammenzuwachsen. Die Menschen waren vertraut mit ihrer überschaubaren Umgebung. Der ländliche Charakter ist teilweise bis heute erhalten geblieben. Erschwert durch diese Siedlungsstruktur wurde die Ortsplanung. Bei Auseinandersetzungen um den Standort der Schulhäuser und des Gemeindehauses bewies der „Örtligeist“ seine Widerstandskraft und tut dies manchmal noch heute.

Frühzeit bis Mittelalter
Erdgeschichtlich hat unsere Landschaft ein relativ junges Gesicht, das Eulachtal in seiner heutigen Form ist erst in der letzten Eiszeit entstanden. Unsere Hügel sind Moränen, welche nach dem Rückzug der Gletscher zurückblieben. Die Eulach suchte in stark gewundenem Lauf ihren Weg durch den Talgrund.
Eine in der Summerhalden gefundene Steinbeilklinge beweist, dass in der jüngeren Steinzeit Jäger durch unsere Gegend streiften. In keltischer Zeit war unsere Region bewohnt, ob es auch Siedlungen auf dem heutigen Gemeindegebiet gab, wissen wir nicht. Die ersten Relikte menschlicher Wohnstätten stammen aus der Römerzeit. Es gibt Spuren eines Gutshofes in Tolhusen, eine ähnliche Niederlassung wird in der Nähe der Kirche Elsau vermutet. Man kann sich gut vorstellen, dass pensionierte Legionäre gerne in der Nähe von Vitodurum, dem römischen Stützpunkt auf dem Kirchhügel von Ober-Winterthur, ihren Ruhestand verbrachten.

Erstaunlich früh, nämlich bereits im 7. oder 8. Jahrhundert, muss eine Kirche in Elsau gebaut worden sein. Schon damals dürfte hier eine Ansammlung von Bauernhäusern gestanden haben. Bei Rettungsgrabungen bei der Kirche im Jahr 2003 kam unter einer Fuchspfote eine Grabgrube aus dem 9. Jahrhundert zum Vorschein, in der sich Steine und darunter ein Schädel befanden. Diese spektakulären Funde wurden von Werner Wild, Kantonsarchäologe, und Elisabeth Langenegger sehr ausführlich untersucht und fotografisch dokumentiert. Nachzulesen ist dies in der Zeitschrift Mittelalter des Schweizerischen Burgenvereins Nr. 2006/1.

Rümikon (Rumanichovun) und Schottikon (Scottinchova) wurden urkundlich 829 erstmals erwähnt. Existiert hat zudem ein Dienstadelsgeschlecht der Grafen von Nellenburg, ein Walther von Elsau ist um 1040 nachgewiesen. Später sind die nellenburgischen Besitzungen durch Heirat an die Grafen von Toggenburg gelangt. Graf Donat von Toggenburg hat dann diese Ländereien 1396 bzw. 1398 dem Kloster Rüti geschenkt. Erwähnt wurden dabei auch die Kirche und die Mühle von Räterschen.

Im Jahre 1462 kamen Winterthur und seine Umgebung unter die Oberhoheit der Stadt Zürich. Fortan regierte der Landvogt auf der Kyburg als Vertreter der Gnädigen Herren von Zürich auch über Gemeinde Elsau.

Von der Reformation bis zum Untergang der Alten Eidgenossenschaft
Kurz vor der Reformation begannen die Elsauer mit dem Bau der heutigen spätgotischen Kirche an Stelle des früheren romanischen Gotteshauses. Mit der Reformation wandte sich der letzte Leutpriester dem neuen Glauben zu und wurde dadurch zum ersten reformierten Pfarrer von Elsau.

Bis zum Untergang der Alten Eidgenossenschaft im Jahre 1798 führte die Gemeinde das Dasein einer unbedeutenden Landgemeinde. Die Menschen lebten eher kärglich vom Ertrag der Landwirtschaft. Drei Persönlichkeiten aus dem 17. und 18. Jahrhundert sind uns jedoch speziell bekannt:

Bartholomäus Anhorn, Pfarrer und Schriftsteller, 1616-1700
Pfarrer Anhorn wurde nach einer bewegten Laufbahn 1678 nach Elsau berufen, wo er bis zu seinem Tode wirkte. Durch seine Bücher wurde er weithin beachtet, seine Bestattung in der Kirche ist als hohe Auszeichnung zu werten.

Salomon Peter, Untervogt, 1653-1725
Die Familie Peter besass die Mühle von Räterschen von ca.1600-1810. Sie zählte zur ländlichen Aristokratie und stellte zahlreiche Offiziere und Amtsleute. Salomon Peter war 35 Jahre Untervogt des Enneren Amtes. Mit der Stiftung des Taufsteines in der Kirche Elsau hat er sich ein bleibendes Denkmal gesetzt.

Heinrich Bosshard von Rümikon, Feldmesser und Reformer der Landwirtschaft, 1748–1815
Heinrich Bosshard wuchs in bitterer Armut auf und besuchte nie eine Schule. Mit grossem Bildungshunger verschaffte er sich jedoch beachtliche Kenntnisse auf den verschiedensten Gebieten. Durch seine Reformvorschläge wurden massgebende Kreise auf ihn aufmerksam. Hans Georg Prinz von Anhalt-Dessau berief Bosshard als landwirtschaftlichen Berater in sein Fürstentum. Nach seiner Rückkehr war er vor allem als Feldmesser tätig. Mit der politischen Neuordnung von 1798 wurden ihm wichtige politische Ämter übertragen. Durch seine Autobiografie ist Heinrich Bosshard ein interessanter Zeuge einer Zeit grosser politischer und wirtschaftlicher Umwälzungen.

Die hochinteressante Lebensgeschichte von Heinrich Bosshard von Rümikon wurde im Jahr 2006 neu herausgegeben und kann auf der Gemeindeverwaltung zum Preis von CHF 30 gekauft werden.

Vom Maschinenzeitalter bis zur Gegenwart
Mit der Helvetischen Republik hat auch die Geschichte der Politischen Gemeinde Elsau begonnen. Daneben entstanden in allen Ortschaften auch noch Zivilgemeinden, die jedoch inzwischen längst liquidiert sind. Erst 1922 erhielt die Gemeinde den heutigen Gebietsumfang. Bis dahin war Schottikon eine eigene Gemeinde mit eigener Schule, jedoch kirchgenössig nach Elgg.

Der Bau der Bahnlinie Winterthur - St.Gallen hat das Gesicht des Eulachtales deutlich verändert. Die Eulach wurde kanalisiert, die Frösche und Störche verschwanden. Am 14.Oktober 1855 dampfte der erste Zug von Winterthur nach Wil.

Mit Wasserkraft betriebene Spinnereien entstanden in Räterschen, als Energiespeicher wurden dafür auch die Weiher an der alten Ricketwilerstrasse angelegt. Winterthur wurde zum Zentrum der Maschinenindustrie, es begann der Siegeszug der Textilmaschinen und Dieselmotoren aus Winterthur um die Welt. Viele Kleinbauern fanden in den rasch expandierenden Fabriken Arbeit und Verdienst.

Die Anfänge der Schule gehen ins 17.Jahrhundert zurück. Das erste Schulhaus befand sich an der Wiesendangerstrasse neben dem Pfarrhaus. 1883 wurde das Schulhaus Nord erstellt (heute Kinderclub Jojo). 1936 wurde das Primarschulhaus Süd bezogen, seither sind vier Anbauetappen erfolgt. Die heutige Liegenschaft Eggenberger an der Schlatterstrasse dürfte einst bewusst als Sekundarschulhaus gebaut worden sein. Es folgt der Jugendstil-Neubau von 1914 an erhöhter Lage in Räterschen und schliesslich 1962 die Oberstufenschulanlage im Ebnet, welche inzwischen auch wieder mehrfach ausgebaut wurde.

Eine deutliche Zunahme der Wohnbautätigkeit begann erst nach dem zweiten Weltkrieg. Die teilweise noch im Milizsystem geführte Verwaltung wurde zentralisiert, neue öffentliche Aufgaben kamen dazu. 1963 wurde das Gemeindehaus an der Auwiesenstrasse eingeweiht, Bauten für Feuerwehr und Gemeindewerke schlossen sich später an. Enorme finanzielle Mittel mussten investiert werden für Verkehrsbauten, Kanalisation und Abwasserreinigung. Die erste Kläranlage wurde 1969 eingeweiht und 1994 an höhere Anforderungen angepasst , erweitert und erneuert.

Die Bevölkerungsstatistik der letzten 220 Jahre zeigt den Wandel von Elsau von einer kleinbäuerlichen Landgemeinde zu einer Wohngemeinde der Agglomeration Winterthur:

1799: 735
1850: 674
1900: 794
1950: 1'348
1980: 2'558
2000: 2'913
2020: 3'654

Im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts ist es gelungen, vermehrt auch wieder Arbeitsplätze in der Gemeinde zu schaffen. Drastisch reduziert hat sich hingegen die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe, weniger durch Kulturlandverlust wegen Überbauung, sondern vor allem durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft.

Zwischen den Jägern der jüngeren Steinzeit und der Gegenwart liegen Jahrtausende, immer stärker haben die Menschen die Umwelt geprägt. Diese Entwicklung hat in den letzten Jahrzehnten ein horrendes Tempo angenommen. Natur und Landschaft wurden nie so stark verändert, wie in den letzten Hundert Jahren. Ökologie ist längst nicht mehr nur für Botaniker und Zoologen von Bedeutung. Elsau hat als erste Gemeinde im Kanton Zürich 1970 eine Landschaftsschutzverordnung erlassen. Die natürliche Umwelt bestimmt zu einem wesentlichen Teil bis heute die Lebensqualität unserer Gemeinde.

Josef Winteler (Originaltext)
Ruedi Wellauer (Akualisierung seit 2003)

 

 

 

Icon